Laurentius von Schnüffis (1633 – 1702)

BildBild: Im Kupferstich aus dem „Futer über die Mirantische Maul-Trummel“ zeigt der Ordensbruder in der Kutte des Kapuziners auf sein früheres Leben, dargestellt im Narren der deutschen Wanderbühne.

Schnifis ist die Heimat des wohl bedeutendsten Barockdichters Österreichs. Seine insgesamt acht Bücher wurden in mehreren Auflagen gedruckt und finden sich heute nicht nur in europäischen, sondern auch in amerikanischen Bibliotheken. Die Bücher enthalten auch Lieder, denen eine Melodie mit Generalbass beigegeben ist. 

Das Leben des Dichters und Musikers Laurentius von Schnüffis verlief in den äußersten Extremen weltlicher und kirchlicher Instanzen: als Komödiant der ersten deutschen Wanderbühne im süddeutschen Sprachraum einerseits und andererseits in seiner zweiten Lebenshälfte als Priester und Kapuziner.

Johann Martin, so sein bürgerlicher Name, wurde am 24. August 1633 im kleinen Vorarlberger Bergdorf Schnifis (früher und heute noch im Dialekt „Schnüffis“) getauft. Der Bub, mit 14 Jahren bereits Vollwaise, erhielt zunächst Schulunterricht durch den Dorfpfarrer. Danach kam er wahrscheinlich in die Lateinschule des Grafen Carl Friedrich von Hohenems. Vielleicht besuchte er auch die traditionsreiche Lateinschule in der nahegelegenen Stadt Feldkirch. Dokumentiert sind nur seine beiden Schuljahre im neugegründeten Jesuitengymnasium in Feldkirch. 1650 und 1651 scheint dort sein Name in den Periochen (Theaterprogrammen) als Schüler der fünften Klasse (Humanistae) auf. 

Mit etwa zwanzig Jahren begann er sein Wanderleben als Mitglied der Komödiantentruppe des englischen Prinzipals Joris Joliphous. Um 1654 bildete er mit einigen anderen Mitgliedern dieser Truppe die Hochteutschen Comoedianten. In dieser Zeit entstand das erste uns bekannte Werk des Dichters, die „Liebes Verzweiffelung“. Ab August 1658 bis Ende 1662 erhielten die Hochteutschen Comoedianten als erste Truppe im deutschsprachigen Raum ein festes Engagement am Innsbrucker Hof des Erzherzogs Ferdinand Karl. 

In Innsbruck lernte Johann Martin das prunkvolle Hofleben kennen, welches er später in seinem Roman „Philotheus“ mit all seinen Intrigen, seiner Eitelkeit und Missgunst beschreibt.

Nach einer schweren Krankheit und dem Erlebnis einer eindrücklichen Vision erfolgte die völlige Abkehr des Dichters von seinem bisherigen Leben. Johann Martins Entschluss, fortan sein Leben ausschließlich dem Dienst Gottes zu weihen, führte 1663 zu seiner Priesterweihe. Zwei Jahre lang verbrachte er als Pfarrhelfer, Organist und wahrscheinlich auch als Hofkaplan in der Pfarre Hohenems, unterbrochen von mehrmonatigen Aufenthalten in einer Einsiedelei im Gebiet von Ebnit. Am 10. August 1665 trat er in den Orden der Kapuziner ein und erhielt den Namen des Tagesheiligen, Laurentius. Das Kloster zu Konstanz war dem Ordensbruder und Prediger Laurentius Heimat bis zu seinem Tod. Hier entstanden seine im ganzen deutschen Sprachraum verbreiteten und mehrfach aufgelegten Bücher. 

Im verlinkten Dokument finden Sie genauere Informationen von Dr. Ruth Gstach über Laurentius von Schnüffis.